Im Spannungsfeld von Pflege und Beruf - Wege aus dem Konflikt mit dem Arbeitgeber

So richtig kann Manuela* sich über die Geburt ihrer ersten Enkelin nicht freuen. Ihre pflegebedürftigen Eltern brauchen nach einem Sturz des Vaters, der sich bislang um die demente Mutter gekümmert hat, jetzt ihre Hilfe. Und dann ist da noch ihr Job als Projektleiterin in einem großen Unternehmen. Manuela versucht verzweifelt, alles unter einen Hut zu bringen, dabei ist ihre Lebensfreude auf der Strecke geblieben. Wer sich, wie Manuela, neben der Berufstätigkeit um pflegebedürftige Angehörige kümmert, ist emotional stark belastet und steht vor immensen organisatorischen Schwierigkeiten, die Anforderungen des Berufs mit den schwer planbaren Erfordernissen der Pflege zu vereinbaren.

 

2⁄3 der 4 bis 5 Millionen Pflegenden sind berufstätig. Von den Berufstätigen zwischen 45 und 64 Jahren, die sich um die Pflege Ihrer pflegebedürftigen Eltern kümmern, sind 2⁄3 Frauen. Allein die Finanzen der Pflegebedürftigen zu verwalten, kommt einem Vollzeitjob nahe und das neben der Koordination der medizinischen und pflegerischen Versorgung, dem Haushalt, Besuchen und der ständigen Sorge. Das summiert sich auf Pflegetage zwischen 1 und 7 Stunden pro Tag zusätzlich zur Berufstätigkeit. Viele reduzieren als Folge Ihre Arbeitszeit, oder stellen ihre Berufstätigkeit für die Zeit der Pflege komplett ein. Diejenigen, die sich anstrengen, sowohl den Anforderungen des Berufs und der Pflege gerecht zu werden, geraten häufig in Konflikte mit ihren Arbeitgebern.

 

Häufige Konflikte zwischen pflegenden Angehörigen und Arbeitgebern

Die Arbeitswelt funktioniert nach ihren eigenen Gesetzen. So kollidieren die Erwartungen von Unternehmen, die hohe berufliche Anforderungen stellen, mit den Pflegeverpflichtungen und deren Auswirkungen auf die zeitliche Verfügbarkeit und das mögliche Leistungsvolumen der Mitarbeitenden. In einer Arbeitswelt, die erwartet, dass Mitarbeitende funktionieren, wird die Realität der Auswirkungen von Pflegebedürftigkeit auf die Pflegenden verdrängt. Es kommt vor, dass das Verständnis für die enormen Belastungen der Pflegenden und Ihr Bedürfnis, nach zeitlicher Flexibilität und temporärer Entlastung, fehlt.

Eine Führungskraft, die sich vor der Mitarbeiterin aufbaut, wie die Polizei bei der Gefährderansprache - Beine hüftbreit aufgestellt, Hände in den Hüften, Ellbogen seitlich abgewinkelt - und der Frau im Ausnahmezustand erklärt, dass andere Leute auch Probleme hätten und sie mal ihre schlechte Laune in den Griff bekommen sollte, während Ihre sterbende Mutter keine sechs Wochen mehr zu leben hat, mag ein besonderes Beispiel von Unsensibilität sein, ist aber auch heute noch traurige Realität. 

 

Pflegesituationen sind selten planbar. Wenn spontan eine Notsituation eintritt, oder vereinbarte Termine mit Ärzten von diesen nicht eingehalten werden, benötigen pflegende Angehörige zeitliche Flexibilität. Aus Arbeitgeberperspektive ist die Anpassung von Arbeitszeiten oftmals problematisch. Auch Kolleg*innen schreien nicht immer Hurra, wenn sie spontan Arbeiten übernehmen müssen. Selbst, wer versucht, sich rechtzeitig auf die Eventualitäten einzustellen, bekommt Probleme beim Beantragen von Teilzeit, Telearbeit oder flexiblen Arbeitsmodellen, ebenso wie Schwierigkeiten beim Beantragen von Pflegezeit, Sonderurlaub oder kurzfristigem Pflegeurlaub.

 

Warum es für Arbeitgeber nicht nur „Nice to have“ ist, pflegende Angehörige zu unterstützen

69% der Beschäftigten rechnen damit, früher oder später ein Familienmitglied zu pflegen. Arbeitgeber, die in Zeiten des Fachkräftemangels, Kompetenz im Unternehmen halten wollen, sind gut beraten, davor nicht die Augen schließen.

 

Arbeitnehmer*innen, die sich darin unterstützt fühlen, ihre Pflegeaufgabe wahrnehmen zu können, bleiben länger leistungsfähig und haben so weniger Fehl- und Krankheitszeiten. Die Loyalität dem Unternehmen gegenüber bleibt erhalten. Dadurch reduzieren sich die Kosten für Personalbeschaffung und Einarbeitung, denn die erworbene Kompetenz bleibt im Unternehmen. Unternehmen, die die persönliche Lebenssituation ihrer Mitarbeitenden einbeziehen und sich darauf einstellen, sind dazu erfolgreicher bei Employer Branding und gewinnen leichter qualifiziertes Personal.

 

Flexible Arbeitszeiten, Gleitzeit, Homeoffice, Jobsharing, Arbeitszeitkonten, ermöglichen den Mitarbeitenden, ihre Doppelbelastung besser zu bewältigen und länger gesund und leistungsfähig zu bleiben. 

 

Es braucht viel Zeit, sich in die Pflegebürokratie einzuarbeiten. Ein Unternehmen, das die notwendigen Informationen zur Verfügung stellt, entlastet die Mitarbeitenden davon. Es bleibt also mehr Konzentration bei der Arbeit.

 

Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Führungskräfte schulen und gegenüber der Pflegeherausforderung von Mitarbeitenden sensibilisieren. Mit der höheren körperlichen und emotionalen Belastung, geht auch eine kürzere „Zündschnur“ einher. Es kommt schneller zu Konflikten, die ihrerseits dazu beitragen, dass Arbeitsqualität und Leistungsfähigkeit signifikant zu sinken drohen.

Führungskräfte, die unsensibel mit den Mitarbeitenden im emotionalen Ausnahmezustand umgehen, befeuern unnötig diese Konflikte, die bis zum Ausstieg der pflegenden Mitarbeitenden führen können.

 

Was pflegende Angehörige dazu beitragen können, Konflikte mit dem Arbeitgeber zu lösen

Für viele berufstätige pflegende Angehörige ist es wichtig, weiterzuarbeiten, und damit die Chance zu haben, das eigene Leben weiterzuleben. Auch die berechtigte Angst vor finanziellen Einbußen spielt eine erhebliche Rolle, die Arbeit so lange wie irgend möglich neben der Pflege zu schaffen. Die gute Vorbereitung von Gesprächen und Verhandlungen mit dem Arbeitgeber hilft, Konflikte auf der Arbeit zu minimieren. 

 

Kommunizieren Sie so offen und frühzeitig wie möglich mit den relevanten Personen über Ihre Situation.

Bereiten Sie sich gut auf die Gespräche vor. Dazu gehört, dass sie Ihre Bedürfnisse und Ziele reflektieren. Sammeln Sie Informationen über Ihre gesetzlichen Rechte. Machen Sie sich eine Agenda, mit den zu klärenden Fragen und bereiten ihre Argumentation vor. Stellen Sie Ihre Situation klar dar und welche Form der Unterstützung sie benötigen. Beziehen Sie in Ihren Vorüberlegungen Lösungen und Argumente ein, die auch für den Arbeitgeber interessant sind. Welche Vorteile hat das Unternehmen davon, wenn es Sie unterstützt? Überdenken Sie mögliche Einwände des Arbeitgebers und wie sie diesen begegnen können, indem Sie dafür Lösungen parat haben.

 

Verhandeln Sie flexible Arbeitsmodelle:

Auch wenn nicht alle Berufe ermöglichen, ganz oder teilweise im Homeoffice zu arbeiten, gibt es die Chance andere Modelle auszuprobieren. Sprechen Sie mit dem Arbeitgeber, ob es über einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit für ein Jobsharing gibt. Oder gibt es Arbeitszeitkonten, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Arbeitszeiten flexibler zu planen? Auch hier ist es wichtig, dass Sie sich vor dem Gespräch mit den gesetzlichen und unternehmensinternen Regelungen beschäftigten, um im Zweifelsfall Ihrer Argumentation Nachdruck zu verleihen.

 

Pflege und Beruf besser vereinbaren - Arbeitskraft erhalten - Konflikte lösen

Die steigende Zahl, pflegebedürftiger Menschen stellt immer mehr Arbeitnehmer*innen vor die herausfordernden Aufgabe, Beruf und Pflege miteinander zu vereinbaren. Um die sowohl physisch als auch emotional fordernde Mehrfachbelastung, zu bewältigen, brauchen pflegende Arbeitnehmer*innen die Unterstützung Ihrer Arbeitgeber. Unternehmen, die den Betrieb reibungslos aufrechterhalten und die Produktivität sichern wollen, sollten sich darauf einstellen, ihre Mitarbeitenden zu unterstützen.

 

Deshalb ist es wichtig, in dieser Situation auf gegenseitiges Verständnis und Kooperation setzen. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, durch Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Angebote oder befristete Freistellungen zu helfen, die Arbeitsleistung langfristig aufrechtzuerhalten. Empathie und individuelle Lösungen für pflegende Mitarbeitende entlastet von Druck und erhält die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft.

 

Arbeitnehmer, die offen mit dem Arbeitgeber über Ihre Situation und Bedürfnisse kommunizieren gewinnen die Chance, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden, ihren Job konfliktfrei weiterführen zu können und die Pflege besser zu stemmen.

Das gemeinsame Ziel für den Erhalt einer guten Zusammenarbeit ist entsprechend, pflegebedingte Konflikte durch geeignete Maßnahmen, eine für die Herausforderungen der Pflege sensible Führungskultur und offene Kommunikation zu reduzieren. 

 

Konfliktfrei verhandeln

Im Coaching unterstütze ich Manuela, ihre Bedürfnisse und Ziele für das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber für sich zu definieren. Da Manuela den Kontakt mit den Kollegen erhalten möchte, entscheidet sie sich, ihre Vollzeitstelle auf 30 Stunden zu reduzieren, von denen sie 10 Stunden im Homeoffice arbeiten möchte. Sie sammelt Argumente, die den Nutzen für ihren Arbeitgeber deutlich machen. Gemeinsam überlegen wir, welche Kompromissmöglichkeiten es geben könnte. So gut vorbereitet, gelingt das Gespräch zwischen Manuela und ihrem Arbeitgeber konfliktfrei. Die vereinbarten Lösungen tragen dazu bei, dass Manuela sich um die Pflege ihrer Eltern kümmern kann und auch wieder mehr Zeit hat, um sich an ihrer Enkelin zu erfreuen.

 

Möchten auch Sie sich auf das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber vorbereiten, damit Sie Pflege und Beruf besser miteinander vereinbaren können?

 

Gerne unterstütze ich Sie im Coaching, Ihre Bedürfnisse und Ziele gegenüber ihrem Arbeitgeber klar zu benennen und erfolgreich zu verhandeln.

 

Nutzen Sie dafür bis 30 September 2024 den Rabat für pflegende Angehörige auf eine Stunde Coaching 80,00 € statt 125,00 € (inkl. MwSt.) .

 

Download
Checkliste Arbeitgebergespräch
Diese praktische Checkliste unterstützt Sie bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber.
Checkliste_Arbeitgebergespräch.pdf
Adobe Acrobat Dokument 388.6 KB

Informationen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

* Manuela ist eine reale Person deren Namen ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geändert habe

Kommentar schreiben

Kommentare: 0